Luxus oder Erlebnis?
WARUM MILLENNIALS UND GEN Z LIEBER REISEN ALS DESIGNERTASCHEN KAUFEN
Stell dir vor, du hättest 5.000 Euro zur freien Verfügung – würdest du sie für eine luxuriöse Handtasche ausgeben oder für eine unvergessliche Reise an einen besonderen Ort? Diese Frage spiegelt einen grundlegenden Wandel wider, der die Luxusbranche seit einigen Jahren erschüttert. Die einst unangefochtene Macht großer Luxusmarken beginnt zu bröckeln, da Konsumenten – insbesondere Millennials und die Gen Z – zunehmend Erlebnisse über materielle Besitztümer stellen.
Es ist kein Geheimnis, dass sich die Luxus- branche in einer Krise befindet. Sinkende Umsätze, steigende Preise, eine nachlas- sende Qualität und eine wachsende Markt- sättigung haben das Kaufverhalten vieler Konsumenten verändert. Der chinesische Markt, einst der wichtigste Wachstumstreiber für Luxusgüter, reift zunehmend und zeigt eine abnehmende Begeisterung für traditionelle Statussymbole. Gleichzeitig steht eine neue Generation von Konsumenten vor einer völlig anderen wirtschaftlichen Realität als frühere Generationen: Der Kauf eines Eigenheims in einer Metropole ist für viele unerreichbar geworden, traditionelle Lebensziele wie Ehe und Kinder werden immer häufiger hinterfragt, und die steigenden Lebenshaltungskosten machen den Kauf von teuren Designerstücken für viele unattraktiver.
Stattdessen haben sich neue Formen des Luxus etabliert. Exklusive Reisen, Mitgliedschaften in Private Clubs und außergewöhnliche kulinarische Erlebnisse sind zu den neuen Statussymbolen geworden.
Es geht nicht mehr darum, was man besitzt, sondern wo man war und was man erlebt hat. Diese Entwicklung wird massiv von Social Media verstärkt – Plattformen wie Instagram und TikTok bieten eine Bühne, um Erlebnisse in Echtzeit zu teilen und damit gesellschaftliche Anerkennung zu gewinnen. Wer früher mit einer Chanel-Tasche signalisierte, dass er es „geschafft“ hat, postet heute Bilder aus Aman Resorts, von Michelin-Sterne-Dinners oder von personalisierten Luxusreisen an exotische Orte.
Auch die großen Luxuskonzerne haben diesen Wandel erkannt. Bernard Arnault, CEO von LVMH und Europas reichster Mann, investiert zunehmend in die Hospitality-Branche. Neben traditionellen Luxusmarken setzt er verstärkt auf Hotels, Resorts und exklusive Erlebnisse, die sich perfekt in das neue Konsumverhalten der jüngeren Generation einfügen. Marken wie Louis Vuitton und Gucci haben begonnen, eigene Cafés und Restaurants zu eröffnen – ein klarer Versuch, die Grenze zwischen Produkt und Erlebnis zu verwischen und sich an die veränderten Bedürfnisse der Kunden anzupassen.
Der Wandel von Besitztum zu Erlebnis zeigt, dass Luxus heute nicht mehr nur durch materielle Dinge definiert wird, sondern durch einzigartige Momente, die sich nicht nur konsumieren, sondern auch digital inszenieren lassen. Die entscheidende Frage bleibt: Würdest du dein Geld lieber für eine Tasche ausgeben, die vielleicht in ein paar Jahren an Wert verliert, oder für eine Reise, die dich für immer prägt?